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 SONNENFINSTERNIS-BERICHT
TEIL I

Sonne / Sofi 99

Sofi Bericht Teil 2

Sofi Bilder

I N T R O

Die Sofi 1999 wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen! Schon einige Jahre davor (da hatte ich noch nicht mal mein Teleskop) habe ich mich darauf gefreut. Schutzbrillen habe ich mir rechtzeitig schon im Fünferpack zugelegt. Der Totalitätsstreifen zog etwas südlich von uns vorbei, so dass eine Fahrt ohnehin unumgänglich war.

Den ganzen Juli über studierte ich Karten mit Sonnenscheinwahrscheinlichkeiten und überlegte mir Ausweichrouten, um notfalls den Wolken ohne Stau zu entfliehen. Anfang August tauchten die ersten Wettervorhersagen auf, mit gemischten Gefühlen musste ich feststellen, dass man nicht sicher auf schönes Wetter hoffen konnte. Zum Glück hatte mein Vater öfters in Ungarn zu tun, so dass er mir anbot, für zwei Tage dorthin zu fahren. In eine alte Ungarnkarte habe ich die Zentrallinie eingezeichnet, die quer über den Plattensee und ca. 100 km südlich von Budapest verlief.

Knapp eine Woche vor der Sofi entschied ich dann mehr aus dem Bauch heraus:
Auf nach Ungarn!  Also wurde ein Hotelzimmer in Vac am Donauknie besorgt (nördlich von Budapest).

Inzwischen hatte ich mir eine Vorrichtung gebastelt, um meinen Fotoapparat (eigentlich nicht astrotauglich) so am Teleskop zu montieren, dass man den Projektionsschirm formatfüllend ablichten kann.  Für Sonnenfotos geht’s einfach aus der Hand, aber mit zunehmender Dunkelheit bei der Sofi hätte die längere Belichtungszeit nur zum Verwackeln geführt. Über einen Schwenkkopf war es zusätzlich möglich, während der Totalität direkt die Sonne anzupeilen, was zwar bei 110 mm Brennweite nicht recht toll ist, aber immerhin. Während der Totalität habe ich dann aber aus Zeitmangel doch keine Fotos gemacht. Außerdem gab es ja zum Glück genügend andere Beobachter, die tolle Fotos geschossen haben.

Beim Packen wurde es dann im Auto recht eng, weil unser Hund Hera mit Futter etc. natürlich auch mit musste und die Kiste des TAL doch recht groß ist. Neben all dem Teleskop- und Fotokram nahm ich noch ein großes weißes Bettlaken, Thermometer, Stoppuhr mit Countdown-Funktion, Feldstecher, Taschenlampen und ein Diktiergerät mit. Sonnencreme usw. war natürlich obligatorisch.

Die Stoppuhr war dazu gedacht, vor dem Ende der Totalität zu warnen, um sich nicht die Augen am Okular zu verbrutzeln. Das Bettlaken diente als weiße Fläche für die "Fliegenden Schatten".

Nach letzten Checks ging es dann am 10. 08. 99 in der Früh los nach Budapest (über 700 km und insgesamt ca. 8 Stunden Reisezeit) und nach einem kurzen Besuch bei der Zitadelle und einem gemütlichen Abendessen ins Hotel. Das Wetter war vielversprechend, aber recht heiß und schwül.

DER TAG DER SONNENFINSTERNIS

Am Sofi-Tag wollten wir früh los, um auf keinen Fall in irgendwelchen Staus zu versumpfen. Ein Blick morgens aus dem Fenster führte fast zum Schock: starker Regen, sch...! Äußerst schlecht gelaunt machten wir uns auf zur Zentrallinie (ZL). Ohne Stau kamen wir ihr immer näher und aus dem Regen heraus erspähten wir ein großes Wolkenloch südlich von uns. Wir machten kurz halt, um festzustellen, wohin es sich bewegt. Da die Donau schon recht breit ist, gibt es nur noch wenige Brücken bzw. Fähren, so dass ein spontanes Verfolgen des Lochs nach Osten nicht so ohne weiteres möglich gewesen wäre. Doch das Loch verharrte still an seinem Platz, es wurde nur langsam größer.

Also einfach runter Richtung Süden! Schließlich landeten wir so um 9:00 Uhr auf einem Feld bei Simontornya unter blauem Himmel. Nur etwas Cirrus trübte noch die inzwischen wieder gute Laune. Sämtliche Felder, die irgendwie über eine Einfahrt oder einen Weg befahrbar waren, wurden nun langsam von den ersten Autos besetzt. So entschlossen wir uns, nicht mehr weiter zu warten, sondern einen schönen Platz zu suchen. Hier bot sich ein Feld mit recht praktischen und bequemen Strohballen an. Das Wolkenloch geht nun schon fast von Horizont bis Horizont und erscheint recht stabil, so dass eine Ausweichaktion nicht mehr nötig ist. Das TAL wurde aufgebaut, die Justierung war immer noch ok. Kamera angeschraubt, Projektionsschirm dran. Ich hatte bis jetzt noch nie Probleme, mit voller Öffnung zu projizieren, darum habe ich auch auf die Öffnungsreduzierung verzichtet, mit der die Fotos zu flau und kontrastarm geworden wären. Lieber schiebe ich Auskühlpausen ein.

Ein erster Blick auf die Sonne: Ein paar kleine Flecken sind da, schön. Dann habe ich bis zum ersten Kontakt das Teleskop mit dem Bettlaken abgedeckt, die Sonne brannte nämlich ganz heftig. Hera konnte sich zum Glück in den Schatten eines Strohballen und unter einen Schirm legen. Mit den Sofi-Brillen warteten wir gutgelaunt auf den ersten Kontakt. In der Projektion wäre er natürlich etwas früher zu erkennen, aber wen interessiert schon die exakte Zeit? Über das inzwischen halbvolle Feld lief ein leises Raunen beim ersten Kontakt. Bis kurz vor der Totalität füllte sich das Feld vollständig, natürlich meist Ungarn (die ihre Mittagspause nutzten), aber auch einige Autos aus Österreich, Slowakei und Deutschland waren da. Die meisten hatten nur eine Schutzbrille oder einen Feldstecher mit davorgehaltener Sofi-Brille als Filter. Zwei Ungarn, die gerade dabei waren, sich ihre Augen zu ruinieren, habe ich noch schnell zwei Brillen geschenkt, die in Ungarn für dortige Verhältnisse recht teuer waren.

Das TAL wurde dank der Sonnenprojektion recht schnell zum Anziehungspunkt auf dem Feld, so konnten die anderen wenigstens auch ein paar Fotos von der partiellen Phase machen. Nur die Auskühlphasen wurden deswegen etwas kürzer als mir anfangs lieb war, aber mein TAL hat’s mir zum Glück verziehen. Zur Totalität hin wurde es dann wieder kritisch durch die über dem Plattensee entstandenen Schönwetterwolken, die dann ostwärts zu uns zogen und den Himmel immer dichter bedeckten (2/8 bis 3/8). Spannung war also angesagt. Wird es klappen?

 

Sofi Bericht Teil 2

 

 

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